Schottland ist schon lange besiedelt, sehr lange. Nachweisbar ist, dass Schottland vor ca. 12.000 Jahren nach dem Ende der Eiszeit relativ schnell wieder besiedelt wurde. Einige Funde weisen gar darauf hin, dass das Land schon vorher besiedelt war. Allerdings ist das nicht ganz so leicht beweisbar. Insbesondere die Inseln waren schon früh und relativ stark besiedelt. In der so genannten Mittelsteinzeit waren es vor allem Jäger, Fischer und die so genannten Sammler, die das Land besiedelten. Sie siedelten immer da, wo es genug Nahrung gab (an Gewässern) oder wo ein bestimmter Schutz da war (im Schatten der Berge). Mit der Jungsteinzeit begann die Phase des Ackerbaus und der Viehzucht. Zu der Zeit gibt es interessante Fundstücke in Fife sowie auf den Orkneys. Eine interessante Ausprägung der Jungsteinzeit waren die Standing Stones z. B. auf Orkney oder Lewis und die Großgräber, die so genannten Cairns.

Wie überall, so spielten auch die Römer in Schottland eine Rolle. Ab ca. 40 nach Christus trieben sich die Römer in Großbritannien herum. Ab 48 n. Chr. eroberten sie Schottland. Angeblich sollen die Römer die Schotten einige Male vernichtend geschlagen haben. Sie versuchten auch, die neu gewonnenen Reiche zu sichern. So baute Adrian um 123 n. Chr. den Hadrianswall nahe der heutigen Grenze zu England. 138 n. Chr. wurde zudem der Antonins Wall gebaut. Tatsache ist aber auch, dass die Römer es nicht sehr lange in Schottland aushielten. Irgendwie waren ihnen die Pikten, wie sie die Eingeborenen nannten, unheimlich. Diese blau angemalten Menschen machten anscheinend nachhaltig Eindruck. Und sie griffen die Römer immer wieder gerne einmal an. Mit dem Ergebnis, dass der Antonins Wall nur kurz gehalten wurde und die Römer sich gar bis hinter den Hadrianswall zurückzogen. Um 208 n. Chr. versuchten die Römer noch einmal einen Vorstoß nach Schottland - aber relativ erfolglos. Irgendwann ließ das Interesse an Schottland nach. Es wird sogar berichtet, das die Pikten ihrerseits um 367 n. Chr. die Römer in Britannien angriffen - und das nicht ganz erfolglos.

Aus der Zeit bis 800 n. Chr. ist relativ wenig überliefert. Richtig ist wohl, dass in der Zeit die Germanen ziemlich brutal über das Land herfielen. Die Stämme teilten das Land unter sich aus. Die Jüten übernahmen Kent, die Sachsen Essex, Wessex und Sussex. Der Rest fiel praktisch den Angeln zu. Mit dieser Neueinteilung begann auch die Christianisierung Schottlands. Ab dem siebten Jahrhundert war das schottische Reich in vier Teile gegliedert bzw. unterstand vier Gruppen: den Pikten, den Skoten/Gaelen, Britanniern und Angeln. Allerdings waren sich diese vier Gruppen nie freundlich gesinnt. Dazu kam ab dem 8. Jahrhundert eine Gefahr von außen - die Wikinger. Sie griffen das Land von den Küsten her an und plünderten Schottland dort aus. Ab dem 8. Jahrhundert reifte im Inneren eine neue Gruppe heran, die bald mächtiger war als alle anderen. Das waren die Normannen.

Entstehung des Königreiches Scotia:
Ab 834 vereinte Kenneth I. das Reich unter dem Namen Alba. Erst ab dem 10. Jahrhundert kann von einem schottischen Königreich gesprochen werden. Mit der Regierungszeit von Malcolm II. entsteht das Königreich Scotia. Ab 1034 n. Chr. befand sich Schottland das erste Mal mit Duncan I. unter einer Krone. Allerdings war die Einheit eher trügerisch. Denn im Land schwelten immer Konflikte. Lediglich die Lowlands unterstanden der Krone. Die Highlands waren Clanmäßig strukturiert und somit wohl kaum der Krone untertänig. Dazu kamen die anhaltenden Angriffe sowohl der Wikinger als auch der Engländer, die schon damals ein Auge auf Schottland warfen. Die Herrschaft in Schottland wechselte häufig. 1040 übernahm Macbeth nach einem Sieg gegen Duncan I. die Macht. Diese hatte er, übrigens sehr erfolgreich, bis 1057. Macbeths Sohn Lulach war nur kurz König, denn im Jahr 1057 tötete Malcolm III. Macbeth in einer Schlacht. Malcolm III. verlor 1093 n. Chr. eine Schlacht gegen die Engländer. Dabei wurde er und sein ältester Sohn getötet. Zwar folgten seine anderen Söhne auf dem Thron - aber unter heftiger Intervention der Engländer. Der Einfluss der Engländer wurde immer größer. Unter David I. erlebte Schottland bis 1154 eine ruhige und gute Zeit. David I. konnte sich gut positionieren und marschierte sogar einmal gegen Engländer. Ihm folgte der relativ schwache Malcolm IV., der Teile Schottlands an England abtreten musste (Northumbria z. B.)

Sein Bruder Wilhelm I. folgte ihm und war wesentlich härter, aber auch nicht erfolgreicher. Er musste schließlich sogar Schottland den Engländern unterstellen. Seinem Sohn Alexander II. gelang es erst 1217, die schottische Autorität wieder herzustellen. Auch im Kampf gegen die immer noch an der Westküste wütenden Wikinger gelangen Alexander II. ein paar Erfolge, auch wenn er in einer Schlacht auf der Insel Kerrera verstarb. Ab 1249 übernahm sein Sohn Alexander III. das Zepter. Im gelang der vernichtende Schlag gegen die Wikinger im Jahr 1263 bei Largs. Alexander III. war bis 1286 König. Unter seiner Ära entwickelte sich Schottland prächtig. Er hinterließ jedoch keinen Nachfolger.

Beginn der Ära Robert I. The Bruce:
Mit dem Tod von Alexander III. im Jahr 1286 begannen wieder die Probleme in Schottland. Da seine Kinder verstorben waren, waren keine richtigen Nachfolger in Sicht. Da man keine Einigung fand, wurde der Schwager von Alexander zur Hilfe gerufen. Dies war der englische König Edward I. Er hatte die Wahl zwischen Robert Bruce (Großvater des späteren Robert I. the Bruce) sowie John Balliol. Edward wählte den nach seiner Ansicht england-treueren Balliol. Eine schlechte Wahl, denn schon 1296 wurde Balliol wegen Unfähigkeit abgesetzt. Grund: Edward verlangte Unterstützung im Krieg gegen Frankreich, die Balliol ihm versagte. Daraufhin marschiert Edward in Schottland ein und zwang König und Klerus zur Unterwerfung. Das war vielleicht nicht sehr weise von Edward. Denn damit zog er den Unmut der Schotten gänzlich auf sich. Schottland verband sich mit Frankreich durch die Auld Alliance gegen den Feind England. Die Quittung war die Schlacht um Stirling, während der William Wallace die Streitmacht Edwards vernichtend schlug. Allerdings verlor Wallace knapp ein Jahr später bei der Schlacht in Falkirk gegen Edward. Edward wurde nach diesem Erfolg zum 'Hammer der Schotten'. Wallace jedoch stieg auf zu einer Art Nationalheld. Man gab ihm den Beinamen Braveheart. Wallace floh nach der Niederlage, wurde aber 1305 von einem Schotten verraten und noch im selben Jahr brutal hingerichtet.

Um 1306 betrat dann Robert I. The Bruce nachhaltig die Szenerie. Er ließ sich in Scone 1306 zum König krönen. Dabei hatte Robert natürlich keinen Rückhalt von England, ganz im Gegenteil. Allerdings misstraute ihm auch der schottische Adel enorm. Robert hatte sich schon zu oft zu England bekannt. Außerdem hatte er 1306 John Comyn getötet (davon gingen die Adligen zunächst aus). So hatte es Robert anfangs sehr schwer. Die ersten Schlachten gegen Edward gingen verloren. Robert floh nach Irland. Ab 1307 schlug Robert aber zurück, und das immer erfolgreicher. Seine Kampftaktik wurde legendär. Man spricht ihm heute eine geniale Guerilla Taktik zu. Ich habe mal gelesen, dass es einige Historiker meinen, die Taktik habe von den Templern gestammt, die Robert für sich gewonnen hatte. Dies ist jedoch nicht belegbar. Im Jahr 1314 kam es zu einer der wichtigsten Schlachten überhaupt. In der Schlacht um Bannockburn schlug Robert die Engländer unter Edward II. vernichtend. Damit war seine Position als König nachhaltig gesichert. Kurz nach seiner richtigen Inthronisierung im Jahr 1328 starb Robert I. im Jahr 1329. Sein Nachfolger wurde sein erst fünf Jahre alter Sohn, David II. Dieser musste fliehen, nachdem Edward III den Sohn des ehemaligen Königs John Balliol, Edward Balliol, ermutigte, den jungen David zu stürzen. David II. musste zwar nach Frankreich fliehen. Allerdings hatte Edward Balliol bei den treuen Schotten keine Chance. David II. kehrte 1346 von Frankreich zurück, wurde allerdings in England festgenommen. Davids Statthalter, Robert Stewart, kaufte David II. für ein horrendes Lösegeld frei. David II. konnte bis 1371 seine Regentschaft fortsetzen. Er starb kinderlos. Und er hinterließ seinem Nachfolger eine unglaubliche Schuldenlast - verursacht durch das Lösegeld.

Beginn der Ära Stewart/Stuart:
Robert II. war der erste aus dem Haus Stewart, der in Schottland König wurde. Er musste 1371 ein schweres Erbe antreten. Schottland war durch die Lösegeldgeschichte in extremen Geldnöten. Er konnte keinerlei Akzente setzen. Auch seinem Nachfolger Robert III ging es ab 1390 nicht besser. Dessen Nachfolger James I. konnte, nach einer Inhaftierung in England, während seiner Amtszeit zumindest innenpolitisch etwas bewirken und außenpolitisch die Auld Alliance mit Frankreich erneuern. Nach seiner Ermordung 1437 kam sein Sohn James II. sehr jung auf den Thron. Auch James II. gelang eine weitere innenpolitische Stabilisierung. Er starb 1460. Ihm folgte sein Sohn James III. Ihm gelang durch die Heirat mit Margaret von Dänemark die Wiedereingliederung der Orkneys und Shetlands ins schottische Reich. James III. machte sich beim Adel keine Freunde und wurde 1488 umgebracht. James IV. verstand es, innenpolitisch viel gutes zu bewirken. Allerdings wandte er sich irgendwann gegen den englischen König, obwohl er dessen Schwester geheiratet hatte. Er wurde im Kampf umgebracht, ihm folgte 1513 sein Sohn James V, der zu dem Zeitpunkt gerade 17 Monate (!) alt war. James V. goss bezüglich des schottisch-englischen Verhältnisses heftig Öl aufs Feuer. Der englische König wollte, das James seine Tochter heiratet. James lehnte ab und heiratete stattdessen die Tochter des französischen Königs. Eine klarere Entscheidung für Frankreich und gegen England konnte es nicht geben. 1542 zog der englische König wieder einmal gegen die Schotten ins Feld. Er schlug sie vernichtend. James V. starb dabei. Sein Thronfolger wurde sein einziges Kind - die legendäre Mary, Queen Of Scots (auch bekannt als Maria Stuart).

Maria wurde bereits als Kind dem englischen König Edward versprochen. Diesem Versprechen widersprach jedoch das schottische Parlament. Deshalb kam es 1547 zu einem schweren Gefecht, in dem die Schotten unterlagen. Maria wurde nach Frankreich in Sicherheit gebracht. Dort wurde festgelegt, dass sie den französischen Thronfolger heiraten solle. Die Heirat wurde 1558 vollzogen. Bei der Heirat musste sie einen Vertrag unterschreiben. In dem Vertrag wurde Frankreich für den Fall einer kinderlosen Ehe zwischen Maria und Francois Schottland zugesprochen. 1559 kam Francois nach dem Tod seines Vaters an die Macht. 1560 starb jedoch Francois aufgrund einer Erkrankung. Francois' Tod machte Maria plötzlich zur unerwünschten Person in Frankreich. Da sie ohnehin in Schottland gebraucht wurde, verließ sie 1561 Frankreich in Richtung Edinburgh. Maria sah sich innenpolitisch vielen Feinden gegenüber. Das hatte seinen Grund zum Beispiel am ihrem Festhalten am christlichen Glauben. Damit kam sie bei Reformatoren und Adligen nicht gut an. Sie schlug zudem etliche potentielle Heiratskandidaten aus und heiratete 1565 ihren Cousin Henry Stewart. Diese Ehe führte zu einem Aufstand unter Führung ihres ehemaligen Beraters und Halbbruders James Stewart. Neuer Berater von Maria wurde David Riccio. Anscheinend war ihr Ehegatte Henry Stewart sehr scharf auf die Krone. Der Maria ergebene Riccio war ihm hier ein Hindernis, weshalb Riccio ermordet wurde. 1566 wurde der Sohn von Maria geboren, James. Die Ehe mit Ihrem Mann wurde öffentlich diskutiert, man sprach von Scheidung. Ein Jahr später wurde ihr Mann bei einer Explosion getötet. Drahtzieher war Graf Bothwell. Er war Maria mehr als nur ergeben, später entführte er sie dann. Maria vergab Bothwell und heiratete ihren Entführer und Mörder ihres Mannes im Jahr 1567. Die Folge war, dass man Maria zur Abdankung zwang. Dies tat sie auch, dafür wurde ihr Sohn James VI. inthronisiert. Allerdings kehrte keine Ruhe in Schottland ein. Die Maria Stuart ergebenen Fürsten bekämpften die Fürsten, die James IV. ergeben waren. Irgendwann gelang Maria sogar die Flucht aus ihrem Gefängnis am Loch Leven. Sie hatte schnell eine stattliche Armee versammelt, mit der sie gegen die andern zog. Allerdings verlor sie die Schlacht nahe Glasgow. Sie floh nach Carlisle. Sie wollte die britische Krone um Hilfe bitten - allerdings war sie dort wohl an der falschen Adresse. Maria wurde inhaftiert und nach mehreren Verschwörungen und Intrigen, deren Wahrheitsgehalt nicht immer nachprüfbar ist, wurde sie 1587 enthauptet.

Nach dem Tod Marias und später dem Tod der englischen Königin Elisabeth wurde Maria Stuarts Sohn James VI König von England. Er war ein direkter Nachfahre von Heinrich VII. und damit legitimer Thronanwärter. Aus James VI. von Schottland wurde James I. von England, der fortan beide Länder regierte. Auch wenn James I. versuchte, beiden Ländern gleichermaßen ihr Mitspracherecht zu geben, so war England ab da immer etwas im Vorteil. Zumal James praktisch nur noch in England residierte. Dessen Sohn Charles I. zog sich schließlich gar den Unmut der Schotten zu. Charles I. beharrte zum Beispiel auf dem Gottesgnadentum, wonach jeder Monarch durch Gottes Gnaden das Amt erhielt. Das kam in Schottland nicht so gut an. Noch mehr Probleme bekam er, als er eine neue kirchliche Ordnung durchsetzen wollte und zum Beispiel Bischöfe einsetzen wollte. Im calvinistischen Schottland kam das gar nicht gut an. Die Schotten waren bereit für eine Revolution. Dagegen musste Charles I. wieder das englische Parlament zusammenrufen - von dem er eigentlich der Meinung war, er brauche es nicht. Die beschwörte alte Spannungen zwischen König und Parlament herauf. Die Folge war der Bürgerkrieg von 1642 - 1648. In der Folge entstand sogar ein bislang einzigartiges Söldnerheer, die New Model Army. Sie wurde von Cromwell im Auftrag des Parlaments angeführt. Und die Schotten unterstützten das Parlament, das es für sie mit der kirchlichen Frage um ein hohes Gut ging. Erst als Charles I. sich den Schotten ergab, ließ die Unterstützung der Schotten für das Parlament nach. Da Charles sich aber weiterhin weigerte, die presbyterianische Kirche als englischen Standard festzulegen, übergaben die Schotten den König an die so genannten Puritaner. Die machten kurzen Prozess mit Charles und brachten ihn 1649 um. Für die Schotten war das ein Schock, da sie eigentlich sehr königstreu waren. So kam es zu der kuriosen Situation, dass die Schotten nach der Ermordung Charles I. dessen Sohn Charles II. im Jahr 1651 zum König ernannten.

Die Ernennung Charles' II. sollte für die Schotten zu einem echten Problem werden. Denn damit riefen sie den mittlerweile mächtigen Cromwell auf den Plan. Der machte wieder kurzen Prozess und marschierte in Schottland ein Er besetzte Schottland. Diese Besetzung sollte bis zum Tod Cromwells dauern. Dessen Nachfolger war sein Sohn. Der konnte aber nicht in die Fußstapfen des Vaters treten. Er musste abdanken und in der Folge wurde König Charles II. wieder inthronisiert. 1660 wurde er dann sogar wieder zum König beider Reiche England und Schottland. Obwohl Charles II. den beiden Staaten wieder Frieden brachte, so schwelte in Schottland doch weiter ein vor allem kirchlich verursachter Streit. Charles II. hielt sich in kirchlichen Fragen weise zurück. Allerdings konnte er die in Schottland starken Convenanters (Anhänger des Presbyterianismus) nicht weiter gewähren lassen, da sie nach seiner Ansicht seine Autorität in Frage stellten. Er wollte auch für Schottland das Episkopat. Dies sollte anfangs vor allem in Dumfries und Galloway zu erheblichen Problemen führen. Was dann folgte waren die so genannten Killing Times. Eine Zeit fürchterlicher Abschlachtungen, in der sich Presbyterianer und Episkopaten verfolgten.

Jakob II - die Jakobiten:
Für die Schotten waren die folgenden Geschehnisse in England wichtig. Der beliebte Charles II. verstarb ohne Nachkommen. 1685 bestieg der Herzog von York als James II./Jakob II. den Thron. Er war zwar anfangs sehr beliebt, versuchte aber in England den Katholischen Glauben als Standard durchzusetzen. Damit fiel er in allgemeine Ungnade. Sein Sohn wurde katholisch getauft. Dies war etwas zu viel für die Engländer, Jakob II. wurde abgesetzt. Stattdessen wurde dem Schwiegersohn des Jakob - Wilhelm von Oranien - die Regentschaft angetragen. Dieser war mit der protestantischen Tochter von Jakob II. verheiratet. Jakob II. musste ins französische Exil fliehen. Wilhelm wurde als König sowohl von Engländern als auch Schotten anerkannt. Er führte des Presbyterianismus wieder als Staatsreligion ein. Allerdings war die Ruhe trügerisch. Denn sowohl in England, Irland als vor allem auch in Schottland (dort sehr stark in den Highlands) gab es sehr viele Anhänger des Hauses Stuart, auf den Jakob II. letztlich zurückging. Diese Königstreuen nannten sich Jakobiten. Sie stimmten zwar nicht mit dessen religiöser Einstellung überein, jedoch war für sie die Königstreue ein wichtigerer Faktor. Als Wilhelm den Treueeid von den Leuten abverlangte (es handelte sich in erste Linie um Clanchefs), wurde dieser mehr oder weniger verweigert. Um es genauer zu sagen - zur Eidablegung kam der Clanchef MacDonald aus Glencoe zu spät. Wilhelm legte das als Widerstand aus und ließ ein Exempel statuieren - es kam zum furchtbaren Massaker von Glencoe. Diese Aktion ließ die Sympathien für Wilhelm natürlich nicht gerade wachsen.

Das 18. Jahrhundert sah vor allem eine weitere Trennung der beiden Länder England und Schottland. Schottland wurde durch eine gescheiterte Finanzaktion in Panama im Prinzip in den Ruin getrieben. England weigerte sich sogar, schottischen Siedlern in Panama zu helfen. 2000 Siedlern starben so. Ein weiteres Problem: die Ehe von Wilhelm sollte ohne Rechtsfolger bleiben, da alle Kinder verstarben (immerhin waren es 18 Kinder!). Die Nachfolge sollte auf Wunsch des Parlamentes durch das Haus Hannover besetzt werden. Sophia von Hannover wurde bestimmt - sie war Enkelin von James VI. und Protestantin. Das passte. Die Schotten verabschiedeten 1703 ein Gesetz, nachdem kein Schotte in kriegerische Handlungen außer Landes hereingezogen werden durfte, der durch Nachfolger der Queen Anne verursacht wurde. Die Antwort der Engländer war 1705 der Alien Act. Danach wurden Schotten außerhalb Englands als Ausländer betrachtet und vom Handel mit der Krone und ihren Kolonien ausgeschlossen. Ein Gesetz, dass die Schotten praktisch handlungsunfähig machte. Obwohl durch diese Geschehnisse eine Einigung in weiter Ferne lag, rauften sich die beiden Länder 1706 und 1707 doch zusammen. Die so genannten Unionsverhandlungen waren erfolgreich. England stand für die Schulden des gescheiterten schottischen Siedlungsprojektes ein, was die Wirtschaft in Schottland konsolidierte. Dafür konnte England die protestantische königliche Erbfolgeregelung durchsetzen. Und damit konnte auch eine Erneuerung der Auld Alliance mit Frankreich verhindert werden, was England außenpolitisch stärkte. Dieser Act Of Union wurde 1707 mit parlamentarischer Mehrheit verabschiedet. Allerdings geht man heute davon aus, dass die überwältigende Mehrheit des schottischen Volkes gegen den Act war!

Dieser Union Act war faktisch die Geburt des Königreiches Großbritannien. Damit war klar, dass alle neuen königlichen Erbfolger Protestanten sein mussten. Schottland hat von nun an kein eigenes Parlament mehr, durfte dafür Abgeordnete in das englische Parlament von Westminster entsenden. Die Church Of Scotland blieb gemäss dem Act eigenständig, auch das schottische Rechtssystem blieb eigenständig. Dafür mussten die Schotten von nun an erhebliche Abgaben bezahlen. Wie gesagt stieß der Union Act nicht auf Gegenliebe im gesamten Volk. Ein weiteres Problem bereiteten die immer noch aktiven Jakobiten. Diese konnten die Zwangsabsetzung von Jakob II. nie verkraften. Auch wenn dieser als Katholik ihrer Glaubensüberzeugung nicht entsprach, so entstammte er doch dem von ihnen verehrten Haus Stuart. Grund genug, sich dafür einzusetzen. In der Folge kam es zu teilweise heftigen Aufständen, die im Allgemeinen als die Jakobitenaufstände bekannt sind. Hier den Durchblick zu behalten, ist schwierig. Denn die Beweggründe der Jakobiten waren nie eindeutig. Man nimmt, wie oben erwähnt, vor allem eine relativ starke Königstreue als hauptsächliche Triebfeder der Jakobiten an. Weitere Beteiligte in dem Spiel waren die Engländer, die Franzosen und natürlich auch Rom als Sitz der Katholiken. Schon 1708 wurde eine Invasion durch den französischen König geplant, die aber im Vorfeld scheiterte. 1715 kam es zum ersten Aufstand der Jakobiten, der aber keinen wirklichen Sieger sah. 1719 mischten sich dann sogar die Spanier ein, welche die schottische Frage für ihre Großmachtansprüche in Europa nutzen wollten. Allerdings scheiterten die Spanier in der Schlacht von Glen Shiel und um Eilean Donan Castle. Der nächste Versuch war der Atterbury Putsch, der in der Planung durchaus gut war und erfolgversprechend. Vor der Realisierung flog jedoch der Plan auf. Der Jakobitenaufstand von 1745 ist eng verbunden mit dem Namen Bonnie Prince Charlie, einem Sohn von James Stewart. Dieser landete im Jahr 1745 bei Glennfinnan, scharte einige Tausend Highlander um sich und nahm ohne nennenswerte Widerstände Edinburgh ein. Der Versuch der Rückeroberung durch die Regierungstruppen scheiterte kläglich. Bonnie Prince Charlie hätte soweit alles klar machen können. Er wollte aber mehr - zu viel wie sich später herausstellen sollte. Er marschierte plötzlich gegen England. England war darauf nicht wirklich vorbereitet. So nahm Bonnie Prince Charlie von Norden kommend praktisch ganz England ein. Als er in Derby angelangt war, riet man ihm zur Rückkehr nach Edinburgh. Dort sollten sich die Truppen neu formieren. Ein schwerer Fehler, wie man im nachhinein mutmaßt. Denn wahrscheinlich hätte Bonnie mit einer Vorwärtsbewegung London einnehmen können. So gab er jedoch den Engländern Zeit, sich zu formieren. Sie zogen nun ihrerseits gegen die Schotten und schlugen sie vernichtend, obwohl die Jakobiten bei Falkirk noch einen Sieg erringen konnten. Auf Bonnie Prince Charlie, der floh, wurde ein Kopfgeld von 30.000 Pfund ausgesetzt. Das war brutal viel Geld. Trotzdem unterstützten ihn die Highlander und verhalfen ihm schließlich über Skye zur Flucht nach Frankreich. Bonnie Prince Charlie versuchte in der Folge, die europäischen Königshäuser für die jakobitische Sache zu gewinnen. Erfolglos. Er selbst, so sagt man, verfiel daraufhin dem Alkohol. Die zurückgebliebenen Highlander durften dafür die Sache für ihn ausbaden und wurden von den Engländern abgestraft. Clans wurden zerschlagen, Clanchiefs ermordet. Die gälische Kultur wurde verbannt, gälisch sprechen verboten. Das Tragen von Kilts oder das Dudelsackspielen wurde ebenfalls verboten. Was blieb, war die heute noch allgegenwärtige romantische Erinnerung an den letzten männlichen Stuart - Bonnie Prince Charlie.

Ab Ende des 18. Jahrhunderts wurde im Prinzip das Highland komplett entvölkert, deshalb ist es heute so dünn besiedelt. Man spricht in der Folge von den so genannten Highland Clearances. Englische Gutsherren (wohl aber auch einige schottische) wurden beauftragt, die im Highland ansässigen Bauern und Viehbesitzer zu enteignen und zu vertreiben. Hauptgrund war wohl die Umnutzung der Highlands von der unprofitablen Landwirtschaft zur profitablen Schafhaltung, denn durch die Industrialisierung war Wollgewinnung enorm ertragreich geworden. Nach der Säuberung war die gälische Kultur nahezu ausgestorben. Deshalb muss man hier fast von einer ethnischen Säuberung sprechen. Was völlig erstaunlich ist - nach der Niederlage Bonnies und den Clearances war in Schottland das Thema Kampf im Prinzip kein Thema mehr. Der Widerstand der Schotten schien gebrochen zu sein. Die Folge war noch erstaunlicher. Das Land erlebte einen kaum zu erwartenden Aufschwung. Die Industrie konnte sich etablieren. Edinburgh und Glasgow strahlten in neuem Glanz. Es entwickelte sich eine intellektuelle und geistige Strömung, die alles bisherige in den Schatten stellte. Kern der Entwicklung war Edinburgh, wo sich die Veränderungen im Anwachsen der Stadt und im stilvollen Neubau des kompletten Stadtviertels New Town niederschlugen. In Schottland lebten in der Folge viele herausragende Persönlichkeiten, die in verschiedenen Bereichen Akzente setzen konnte. Schottland sah jetzt bedeutende Schriftsteller wie Robert Burns, Sir Walter Scott, Robert Louis Stevenson und A. C. Doyle. Sir Alexander Fleming machte sich als Erfinder des Penicillins einen Namen, Adam Smith wurde als Philosoph sehr bekannt. Schottland brachte zudem viele hervorragende Architekten und Erfinder hervor.

Schottland und die industrielle Revolution:
Der Fakt, dass man in Schottland so viele helle Köpfe hatte, machte Schottland anfangs des 19. Jahrhunderts zu einem Vorzeigestaat der industriellen Revolution. Kaum ein anderes Land veränderte sich so rasant wie Schottland. Dabei wurde Glasgow zu einer industriellen Vorzeigestadt, die unter anderem viele irische Einwanderer anzog. Wenn Glasgow die Arbeiterstadt war, dann war Edinburgh das gegensätzliche intellektuelle Zentrum. Edinburgh wurde zu einer kulturellen Hochburg. Das Leben in Schottland lief gut, auch wenn es natürlich die für die industrielle Revolution typischen Probleme gab. Und Schottland blieb nicht von der Gesamtentwicklung Europas verschont.


Schottland seit dem ersten Weltkrieg:
So begannen auch für Schottland die ersten Probleme nach dem ersten Weltkrieg. Europa stürzte in eine Krise. Davon blieb auch Schottland nicht verschont. Es begann ein fulminanter Absturz der Schwerindustrie. Bis 1929 stieg alleine in Glasgow die Arbeitslosenquote auf 65%. Die Werftindustrie am Clyde war praktisch komplett am Boden. Und die Schotten mutmaßten, dass ihre schlimme Lage wohl auch dadurch entstand, weil England vor allem die englischen Interessen wahrte und erst dann andere wie die schottischen. Da ist wohl auch etwas wahres dran. Schottland forderte vehement das Recht auf Selbstbestimmung. 1931 kam es zu Generalstreiks, eine Revolution drohte. England konnte das Land für den Moment mit der Bestimmung eines Staatssekretärs, der sich speziell um die Schottischen Belange kümmerte, besänftigen. Trotzdem forderten die Schotten mehr Eigenständigkeit. Nach meinem Kenntnisstand wurde das vor allem auch durch die reichen Erdölvorkommen vor der schottischen Küste verstärkt. Ausdruck des Wunsches nach Eigenständigkeit gaben schottische Studenten im Jahr 1950, als sie in einer aufsehenerregenden Aktion den legendären schottischen Krönungsstein aus London entführten und nach Schottland brachten. Der Stein wurde zwar wieder nach London zurückgebracht. 1996 veranlasste John Mayor die Rückgabe des Steines nach Schottland. Ein geschicktes Wahlkampfmanöver. Denn die Schotten forderten ein eigenes Parlament und bekamen: den Krönungsstein. 1999 votierten 80% der Wahlberechtigten für ein autonomes Schottland. Nun kam England nicht mehr daran vorbei, den Schotten zumindest ein eigenes Nationalparlament zu geben. Im wesentlichen darf dieses Parlament in Edinburgh jedoch nur Gesetze zu folgenden Themen erlassen: Gesundheit, Bildung, Soziales, Justiz, Umwelt und Landwirtschaft, Wohnwesen, Sport, Kunst, Kultur und weitere Unterthemen. Dennoch unterstehen einige Teilbereiche immer noch der Zustimmung des englischen Parlamentes. Also auch keine ganz eindeutige Sache. Aber immerhin: wenn die Schotten so weiter machen, erreichen sie vielleicht doch noch die von ihnen erwünschte Autonomie. Und das am Verhandlungstisch. Zu wünschen wäre es diesem sympathischen und fleißigen Volk allemal. Schön ist, dass kaum ein Schotte seine Geschichte verleugnet - egal wie sie war. Im Gegenteil: die schottische Geschichte ist im ganzen Land präsent. Und sie wird stolz präsentiert. Das zeugt von Charakter.